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Der "Löwen" in Obermurgenthal (Gemeinde Wynau) hatte in früheren Zeiten eine grosse Bedeutung. Nicht nur beherbergte er vornehme Gäste, sondern er war auch der Ort, wo die Kaufleute ihre Pferde wechselten. In seinen Stallungen standen nicht selten bis zu 30 Pferde (phantasievolle Wynauer hängten später oft noch eine Null daran)!

Wie berühmt der Gasthof war, geht aus einer Reiseschilderung von Madame de la Briche deutlich hervor. In ihrem Buch "Les voyages en Suisse" berichtet die Dame von ihrer Reise im Jahre 1788, die sie in die "l`auberge de Murgenthal" brachte. Es muss die Gäste damals ein besonders liebenswürdiges Mädchen, mit Namen Marianne Probst, bewirtet haben. Madame de la Briche auf alle Fälle war entzückt von ihr und schrieb, dass Marianne in ihrem Buch eine besondere Erwähnung verdiene. Alle waren des Lobes voll über das einfache Bauernmädchen. "Marianne", so sagten sie, "ist heute mit 22 Jahren noch dieselbe wie mit sechzehn. Ihre Erscheinung ist sehr interessant, ohne ausgesprochen schön zu sein. Sie hat die schönsten Haare der Welt".
Marianne übernahm nach dem Tode ihres Vaters, im Jahre 1786, das Wirtshaus zum "Löwen". Das Mädchen mit dem sonnigen Wesen verstand es bald, ihrem Haus einen guten Namen und eine besondere Note zu verleihen. Es besass auch eine sehr reichhaltige und äusserst ausgewählte Bibliothek, über die sich Madame de la Briche ebenfalls lobend äusserte. Von dem ihr zugewiesenen Zimmer schrieb sie: "Dieses war, wie alle hier, äusserst geschmackvoll, mit einer einfachen Eleganz eingerichtet". Der "Engländerstock", ein stolzes, aus dem 17. Jahrhundert stammendes Herrschaftshaus, steht unmittelbar gegenüber und gehörte ursprünglich zum "Löwen". Es war dies der Absteigeort der vornehmsten Gäste. Darum finden wir noch heute in jedem Zimmer ein Cheminée, das damals als Heizung unerlässlich war.

Zum eigentlichen Kernpunkt von Obermurgenthal gehört das ehemalige Post- und Zollamt, ein in vornehmem Stil gehaltenes Gebäude. Vor mehr als 100 Jahren wurde hier Zoll verlangt. Grosse Salzfuhren von Rheinfelden her mussten täglich den Zoll passieren, und nur gegen gutes Geld liess man sie wieder ziehen. Ob das Haus dieser guten Einnahmequellen wegen den Namen "Salzhaus" bekam? Meistens musste im "Löwen" ein Vorgespann geholt werden, um die steile Strasse bis zur Wynauerhöhe zu überwinden. Damals warteten eine Anzahl Buben mit Holzkeilen, die sie dienstfertig unter die Räder schoben, wenn das Fuhrwerk eine Ruhepause einschaltete. Die Buben konnten sich mit dieser kleinen Hilfeleistung jeweils ein schönes Trinkgeld verdienen.