Als im Jahre 1905 Mathias Motzet in dem langgezogenen Grundstück linkseitig der Bahnlinie Langenthal - Wynau mit der Bebauung begann, schüttelte jedermann den Kopf. Man konnte nicht verstehen, dass man etwas geschäftlich ausnützt, was wild wächst. Die Mühe hat sich gelohnt. Heute wird der Betrieb bereits von der vierten Generation weitergeführt.
Von den 36 Jucharten Land, mit Stauden, Zierhölzern, Beerenobst, Bienenweide-Pflanzen usw., dienen rund 13`000 Quadratmeter für die Kressekulturen. Die Verhältnisse sind aussergewöhnlich günstig, treten doch hier besonders starke Quellwasser auf. Sie liefern ständig etwa 1000 Sekundenliter Wasser. Das mineralreiche, etwas kalkarme Wasser eignet sich vortrefflich für diese Spezialkultur, der zudem früher eine grosse Forellenzucht angeschlossen war.
Die Brunnkresse ist eine seit alten Zeiten bekannte Gemüse- und Heilpflanze. Wissenschaftliche ausgedrückt heisst sie Nasturtium officinale und gehört zur Familie der Kreuzblütler. Die krautigen, hellgrün beblätterten Ranken oder Triebe, strecken nur ihre Spitze über den Wasserstand. Brunnkresse wächst das ganze Jahr über, sie stellt ihr Wachstum erst ein, wenn die Wassertemperatur unter sieben Grad Celsius fällt, was bei Quellwasser kaum der Fall sein wird. Der Wasserspiegel wird mit dem Wachstum allmählich auf eine Höhe von 20 bis 30 cm über den Pflanzgrund gestaut. Systematisch werden die Triebspitzen stets unter Wasser gedrückt.
Die Ernte beginnt so richtig im Oktober. Mit scharfen Sensen schneidet man die Brunnkresse einige Zentimeter unter dem Wasserspiegel ab. Mit einem engmaschigen Sieb fischt man dann die Ernte heraus und säubert sie von allfälligen Unreinigkeiten.
Ein Hauptmerkmal der Kresse: Die Hausfrau hat nur wenig oder keine Rüstarbeit. Auf dem Tisch ein äusserst delikater Salat.